Nervensystem-Zustände

Das Nervensystem des Menschen lässt sich in verschiedene Zustände (States) unterteilen, die jeweils bestimmte Reaktionen im Körper und Geist hervorrufen. Die wichtigsten Zustände des Nervensystems sind:

 

1. Sympathisches Nervensystem (Fight-or-Flight)

  • Zustand: Aktiviert in Stress- und Bedrohungssituationen.
  • Funktion: Bereitet den Körper auf eine schnelle Reaktion vor – entweder Kampf oder Flucht.
  • Physiologische Reaktionen: erhöhte Herzfrequenz und Blutdruck
  • Verengung der Blutgefäße in den inneren Organen, Erweiterung in den Muskeln
  • Flache, schnelle Atmung
  • Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol
  • Schwitzen, Muskelanspannung
  • Energie für den Körper wird mobilisiert, um auf die Bedrohung zu reagieren.

2. Parasympathisches Nervensystem (Rest-and-Digest)

  • Zustand: Aktiviert, wenn der Körper in einen Zustand der Erholung und Regeneration geht.
  • Funktion: Fördert Erholung, Verdauung und Wachstum

Physiologische Reaktionen:

  • Herzfrequenz senkt sich,
  • Blutdruck normalisiert sich
  • Atmung wird langsamer und tiefer
  • Verdauungsfunktionen werden aktiviert
  • Muskelentspannung
  • Fördert langfristige Heilung und Entspannung

3. Nervus Vagus (Vagusnerv als Teil des Parasympathikus)

Zustand: Der Vagusnerv ist ein wichtiger Teil des Parasympathikus und spielt eine Schlüsselrolle bei der Beruhigung des Körpers.

Funktion: Der Vagusnerv fördert tiefere Entspannung und trägt dazu bei, die Stressreaktionen zu dämpfen.

 

Physiologische Reaktionen:

  • Senkt die Herzfrequenz
  • Fördert die Verdauung und das Immunsystem
  • Steigert die Selbstregulation und Resilienz gegenüber Stress

4. Dorsale Vagus-Aktivierung (Freeze oder Shutdown)

Zustand: In extremen Stress- oder Überlebenssituationen kann das dorsale Vagus-System aktiviert werden, was zu einer Gefühlsabstumpfung und körperlicher "Abschaltung" führen kann.

Funktion: Dieser Zustand tritt in Situationen auf, in denen der Körper das Gefühl hat, keine Kontrolle mehr zu haben oder keine Fluchtmöglichkeiten zu sehen (z.B. Trauma, Überwältigung).

 

Physiologische Reaktionen:

  • Schockzustand oder "Einfrieren" des Körpers
  • Verlangsamte Atmung
  • Kalter Schweiß und Kälteempfinden
  • Dunkles, benommenes Gefühl oder Gefühl der Entfremdung vom eigenen Körper

5. Ventraler Vagus (Sozialer Engagement-Zustand)

Zustand: Der ventrale Vagus ist aktiv, wenn der Körper im sozialen Engagement ist, d. h. in sicheren, unterstützenden Umfeldern.

Funktion: Fördert soziale Interaktionen und emotionale Verbundenheit, was das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen unterstützt.

 

Physiologische Reaktionen:

  • Langsame, gleichmäßige Atmung
  • Weiche Gesichtsmuskeln, freundlicher Ausdruck
  • Herzfrequenz normalisiert sich
  • Aktivierung der Bereiche im Gehirn, die für Bindung und Empathie verantwortlich sind

6. Hyperarousal (Übererregung)

Zustand: Übermäßige Aktivierung des sympathischen Nervensystems, oft im Zusammenhang mit chronischem Stress, Trauma oder Angststörungen.

Funktion: Der Körper bleibt in einem Zustand der Übererregung, was zu einer chronischen Anspannung und Unruhe führen kann.

 

Physiologische Reaktionen:

  • Erhöhte Herzfrequenz, Hyperventilation
  • Unruhe, Nervosität, Angst
  • Schlafstörungen
  • Verstärkter Cortisol-Spiegel

Wie Breathwork diese Zustände beeinflusst:

Breathwork-Techniken können helfen, das Nervensystem zu regulieren, indem sie den Körper gezielt aus stressbedingten Sympathikus-Reaktionen (Kampf- oder Flucht) in den Parasympathikus (Ruhe- und Verdauungsmodus) überführen. Durch tiefe, langsame Atmung oder gezielte Atemmuster kann der Körper in einen Zustand der Entspannung und Heilung zurückgeführt werden. Atemübungen aktivieren den Vagusnerv, was die Beruhigung des Nervensystems fördert und emotionale Blockaden löst.